Nicht nur, dass eine Kerze brennt. Ein hastig Treiben fängt dann an, bevor noch kommt der Weihnachtsmann.
Auto aus der Garage fahren, ohne noch Bescheid zu sagen. Dann in Richtung Innenstadt, und hoffen, dass man noch einen Parkplatz hat.
Dreimal kurven durch das Viertel, weil kein Parkplatz noch nicht frei. Langsam kommt doch Wut empor, weil zuerst mit dem Bus fahren hatte ich ja vor.
Oh da vorne fährt jemand raus, Blinker an, und abgesaust. Doch der Schwung war gar zu heftig, Stoßstange eine Delle, aber kräftig.
Einfach das Schild übersehen, dürfte hier ja gar nicht stehen. Für Behinderte ist doch der Platz. Schild ist etwas nun nach hinten hin verbogen, wo die Delle herkommt, es wird gelogen.
Schild und Auto nun behindert, und ich nehme mir das Recht, einfach stehen bleiben, ich bin so frech. Parkscheibe drehen, das ist wichtig, doch vor Aufregung, war es nicht richtig.
Doch das merkt man erst immer hinterher, 30, -- Euro zahlen fiel mir dann schwer. Dazu kam dann auch noch Bescheid, 300,-- Euro Strafe im Schnellverfahren, weil ohne Unfallmeldung ich das Schild umgefahren.
Drei Punkte auch noch dabei, in der Flensburger Kartei. Ja da habe ich gepennt, und so was alles im Advent.
Wäre ich doch mit dem Bus gefahren, Ärger, und Geld hätte ich können sparen. Aber das weiß schon jedes Kind, hinterher alle schlauer sind.
Doch das Weihnachtsfest lass ich mir nicht versauen, spar am Tannenbaum, den ich im Wald geh hauen. Also die Geschenke von der Stadt schnell ausgeladen, und dann in den Wald rein fahren.
Ein schöner Baum schnell ausgesucht, abgesägt, und dann geflucht. Steht ein Mann im grünen Rock, und fuchtelt vor meiner Nase mit einem Stock.
Staatseigentum, und noch viele Worte ich so vernommen, Tannenbaum aus dem Kofferraum genommen. Ja der Tag der war nicht fein, noch eine Anzeige nun am Bein. Wieder mal gepennt, und das alles im Advent.
Also nach Hause ohne Baum, mit dem Vorsatz: Nie gehe ich mehr einen klauen. Vorsatz hin, und Vorsatz her, eines mach ich niemals mehr, in der Adventzeit mit dem Auto in die Stadt, nein, das habe ich nun wirklich satt.
Nun ist Weihnachten ja nicht mehr weit, uns bleibt nur noch wenig Zeit.
Ich hetze durch die ueberfuellte Stadt, ach wie hab ich das Gedraenge satt.
Drei Einkaufstueten links, drei Paeckchen rechts, Bleibe haengen an einer Laterne, dadurch lauf ich dagegen, und sehe Sterne.
Ach ich hab die Weihnachtszeit so gerne.
Mach mich von der Laterne los, stolpere, und hab eine dicke Mutti auf meinen Schoss. Drei Mann heben sie hoch, sie kann fliegen. Doch ich bin fertig, und sag: Lass mich mal liegen.
Die Porzellanpuppe ist bestimmt jetzt hin, sie noch zu verschenken hat bestimmt kein Sinn. Denke was soll ich das Paeckchen noch mitschleppen, lass es liegen, im Glauben, einer wird die Puppe retten.
Rappel mich so langsam hoch, und bekomm einen Tritt und seh noch groessere Sterne.
Ach hab ich die Weihnachtszeit so gerne.
Es war der Esel, der sich wohl erschrocken hat. Ich denk noch so, was sucht der Esel in der Stadt?
Noch ein Tritt, es scheppert laut. Das war das Paket mit der Lampe, die der Esel aus der Hand mir haut.
Runter bueckt sich der Mann, der den Esel am Zuegel haelt, und fragt: Hast du fuer unseren kleinen Zirkus etwas Geld?
Ich will schreien, meine ganze Wut hinaus. Da kommt von hinten, der Nikolaus. Er hilft mir hoch, und sagt mit dunkler Stimme: Du lebst doch noch, ist doch nicht so schlimme.
Ich denk an unseren Gelassenheitsspruch, den ich immer gerne hoere. Du warst frech, darum hat der Nikolaus dich verhauen! Sagt hinter mir ne kleene Goere.
Ach was habe ich die Weihnachtszeit so gerne.
Ich murmel mir noch eins in meinen Bart, den ich schon lange nicht mehr hab.
Zieh zurecht die verrutschte Hose, moechte stecken 5 Euro in die Zirkusdose. Doch die Tasche am Gesaess ist leere, von Ferne hoere ich lachen, die kleene Goere.
Ach was hab ich die Weihnachtszeit so gerne.
Komm nach Hause, pack die verdreckten Paeckchen um, der Mund geht auf, doch ich bleib stumm. Kaputt vor mir die Puppe liegt, und laechelt mich so herzlich an. Welches Paket liess ich liegen, beim Weihnachtsmann?
Es war das Paket mit der Holzuhr aus dem Schwarzenwald, nun ruft kein Vogel die Uhrzeit bald.
Es war einmal ein junger Mann der keine Sorgen hatte, außer, wie er den Tag verbringen kann. Sein Vater hatte viel Geld mit einer Computerfirma gemacht, und ist als zigfacher Millionär nun nur noch stiller Teilhaber. Weil die eigene Frau, also die Mutter von Frank, sich vor Jahren schon vom Vater getrennt hat, reist er nun mit jungen Frauen durch die ganze Welt. Frank hat Angst vor dem Fliegen, und ist darum mit der älteren Haushaltshilfe Hilde fast nur noch alleine im großem Haus.
Eigentlich hat er ja alles was sich ein junger Mann nur wünschen kann, außer, menschliche Wärme und Liebe. Doch das weiß Frank ja nicht, weil er dieses einfach nicht kennen gelernt hatte. Doch immer wenn es auf Ende Dezember zu geht, befällt Frank so eine gewisse Unruhe. Aber die Unruhe, und auch die Langeweile, hat er bis jetzt immer ganz gut mit Alkohol vertreiben können.
Nun muss man aber auch wissen, Frank ist stark gehbehindert von Kindheit an, und daher sehr viel alleine. Und Hilde ist, und war nie eine Ersatzmutter, sondern immer nur eine ledige strenge Erzieherin, und gleichzeitige Haushaltshilfe.
Seit Frank nun 18 Jahren ist, und mit Mühe und Not sein Abitur gemacht hat, kommt kaum noch ein Freund zu ihm nach Hause. Zwei oder drei Freunde sind ihm noch geblieben, die aber auch nur wegen des Alkohols kommen, der ja immer reichlich bei Frank vorhanden ist. Eine Freundin hatte Frank wegen seiner Behinderung nie gehabt, weil er sich schämte.
Ja, und nun ist es wieder soweit. In 14 Tagen ist Heilig Abend, und Vater hat von Südafrika angerufen, dass er nicht zum Fest und Jahreswechsel nach Hause kommt. Also wieder mal mit Hilde alleine Weihnachten feiern ? Nein, er hat sich vorgenommen mal was anderes zu machen.
Die Idee kam, als er in der Zeitung einen Artikel über die Anonymen Alkoholiker gelesen hatte. Dort haben Leute von ihrem Leben berichtet, und wie sie durch die A A Gruppen Trocken geworden sind.
Er fuhr also mit seinem Rollstuhl zu einem AA Meeting, was ganz in der Nähe war, und war erstaunt, dass alle von ihrer Krankheit sprachen. Dass es eine Krankheit ist, war ihm noch nie zu Ohren gekommen. Und im Laufe des Abends, musste er sich selber eingestehen, dass er ja auch krank ist, Alkohol - Krank.
Frank war von der Ehrlichkeit die die für ihn einfachen Leute auf den Tisch legten, so beeindruckt, dass in ihm eine Wandlung vorging. Und so beschloss er die neuen Freundinnen und Freunde zu fragen, ob sie nicht am Heiligen Abend zu ihm nach Hause kommen wollen.
Da einige Freundinnen und Freunde auch alleine waren, sagten sie zu.
Nun musste Hilde alles was an Alkohol im Hause war entfernen, und für genügend alkoholfreie Getränke sorgen. Und siehe da, Hilde wurde auf einmal ganz emsig.
So freudig hat er Hilde schon lange nicht mehr gesehen, und er hörte sie sogar in der Küche singen. Auf seine Frage ob sie so fröhlich ist, weil ja bald Weihnachten ist, sagte sie: Nein Frank, ich freue mich weil ich nun keinen Alkohol mehr um mich habe. Und weil ich mir schon lange Sorgen wegen des immer mehr werdenden Alkoholkonsums von dir gemacht habe. Schließlich bin ich ja schon seit 25 Jahren eine trockene Alkoholikerin, und den freien Tag immer zu den AAs gegangen. Nur die letzten 2 mal nicht, weil meine Schwester im Krankenhaus war, die ich dann besucht hatte. Und als meine Freundin aus der AA Gruppe von dem neuen Freund Frank, der im Rollstuhl zur Gruppe kam, erzählte, habe ich es nicht glauben können, dass du es bist.
Nun werden wir zum ersten Mal solange deine Mutter nicht mehr da ist, mal wieder richtig Weihnachten feiern. Bist du damit einverstanden, dass ich noch zwei liebe Freunde einlade, die auch alleine sind, weil ihre Frauen sie wegen des Saufens verlassen haben ?
Natürlich, sagte Frank mit zugeschnürter Kehle. Und in diesem Moment wusste er nicht wie ihm geschah, denn Hilde umarmte ihn zum ersten Mal ganz liebevoll und lange, und bei beiden rollten die Tränen ohne Unterlass.
Und wie aus einem Munde sagten beide gleichzeitig: = Jetzt kann Weihnachten werden. =